Leistenbruch (Leistenhernie)

Auf der Leistenregion lastet ein gewisser Druck, der durch die Bauchorgane und die Bauchmuskulatur hervorgerufen wird. Wenn wir etwas hochheben, niesen, husten oder beim Stuhlgang pressen, erhöht sich dieser Druck naturgemäß. Normalerweise bereitet dies keine Probleme, da die Leiste durch kräftige Muskeln und ein festes Bindegewebe gestützt wird. Wird der Druck zu groß, gibt das Leistengewebe nach und das Bauchfell, welches die Bauchwand innen auskleidet, sackt durch die entstandene Lücke (Bruchpforte) ab. In diesen dadurch entstandenen Bruchsack können sich Teile des Darms (selten auch andere innere Organe) hineinzwängen. Von außen wird eine oftmals schmerzhafte Ausstülpung im Bereich der Leiste sichtbar – der Leistenbruch.

Leistenbrüche sind entweder angeboren oder entstehen mit zunehmendem Alter. Das Heben schwerer Lasten, chronischer Husten, Bauchwasser (Aszites) oder frühere Schwangerschaften (Druckerhöhungen in der Bauchhöhle) können dazu beitragen, dass eine Leistenhernie auftritt. Meist lässt sich jedoch keine spezifische Ursache ermitteln.

In der Regel entsteht der Bruch an den anatomischen Schwachstellen in der Bauchdecke. Mit 80 Prozent zählt die Leistenhernie (Inguinalhernie) zur häufigsten Bruchform. In Deutschland werden pro 100.000 Menschen etwa 200 Personen pro Jahr an einer Leistenhernie operiert. Weniger häufig sind Nabelbrüche (Umbilikalhernie), Schenkelbrüche (Femoralhernie) und Narbenbrüche im Bereich früherer Operationszugänge der Bauchdecke.

Prinzipiell können die folgenden Faktoren den Innendruck im Bauchraum erhöhen, wodurch das Risiko für eine Leistenhernie steigt:

  • Chronische Verstopfung
  • Übergewicht (Adipositas)
  • Chronischer Husten
  • Prostatavergrößerungen
  • Schwangerschaften
  • Wiederholtes Heben schwerer Lasten
  • Bauchwasser (Aszites)

Symptomatik / Beschwerden

Die Anzeichen für einen Leistenbruch sind unterschiedlich und größenabhängig:

  • Vorwölbung (Beule) im Bereich der Leiste
  • Leichter, ziehender Schmerz in der Bruchregion, verstärkt sich beim Abtasten
  • Verdauungsstörungen
  • Gelegentlich Bauchschmerzen
  • Starke Schmerzen, wenn der Bruchinhalt eingeklemmt ist

Handelt es sich um eine kleine Leistenhernie, treten keine oder nur leichte Beschwerden auf. Gefährlich wird es, wenn der Bruchinhalt einklemmt, etwa wenn ein Stück Darm in der Ausstülpung eingequetscht wird. Diese Situation kann einen Darmverschluss (Ileus) oder die Minderdurchblutung des Gewebes (Ischämie) und somit eine lebensbedrohliche Situation zur Folge haben.
Gehen Sie deshalb immer zur/zum Ärzt*in, wenn Sie in der Leiste eine typische Schwellung bemerken. Haben Sie zusätzlich starke Schmerzen, wird Ihnen übel oder fühlen Sie sich fiebrig, suchen Sie bitte umgehend eine/n Ärzt*in auf oder kommen Sie direkt zu uns ins Krankenhaus. Denn in diesen Fällen handelt es sich womöglich um eine eingeklemmte Leistenhernie, die lebensbedrohlich ist und sofort operiert werden muss.

Diagnostik / Untersuchungen

Ob ein Leistenbruch vorliegt, lässt sich durch Abtasten der Leistenregion feststellen. Meist findet sich dabei eine weiche Schwellung im Bereich der Leiste. Als Patient merken Sie davon teilweise jahrelang nichts. Zu erkennen gibt sich ein Bruch oft nur belastungsabhängig durch einen ziehenden, teils stechenden Schmerz, etwa beim Husten. Bei größeren Leistenhernien sind auch gurrende oder plätschernde Darmgeräusche zu hören.

Wenn bei Ihnen eine Leistenhernie vermutet wird, stellen Sie sich bitte in unserer Herniensprechstunde vor. Unter der Leitung von Oberarzt Mustafa-Yasin Sönmez untersuchen unsere Ärzte*innen dabei zunächst die Leistenregion (körperliche Untersuchung) und besprechen mit Ihnen, welche Operationsmethode für Sie in Frage kommt. Danach erhalten Sie einen Operationstermin und es wird geklärt, ob die Operation stationär oder ambulant vorgenommen werden kann.

Vor Ihrer Operation besprichen die Narkoseärzt*innen (Anästhesist*innen) mit Ihnen in einem ausführlichen Aufklärungsgespräch das Narkoseverfahren. Führen wir die Operation bei Ihnen ambulant durch oder findet sie am Aufnahmetag statt, erhalten Sie von uns einen Termin zur Vorbereitung auf die Operation und einen weiteren Termin, an dem Sie operiert werden.

Organisatorischer Ablauf

Möchten Sie sich über eine Operation einer Leistenhernie in unserer Klinik informieren? Dann rufen Sie uns bitte unter +49 2043 278-15100 an oder schreiben Sie uns eine E-Mail und Sie erhalten umgehend einen Termin.

Alle Patient*innen, die sich geplant bei uns vorstellen, werden zunächst in der Chirurgischen Sprechstunde gesehen und vorbereitet. Somit können wir gewährleisten, dass Ihr stationärer Aufenthalt so angenehm und effektiv wie möglich abläuft.
Notwendige Untersuchungen, die nicht ambulant erfolgen können, werden bereits zu diesem Zeitpunkt so terminiert, dass die Operation zeitnah nach der stationären Aufnahme erfolgen kann.

Folgende Unterlagen sollten Sie zur stationären Aufnahme bzw. zu ihrem Termin in der Chirurgischen Sprechstunde mitbringen:

  • Eine Einweisung zur stationären Behandlung von ihrer/m Hausärzt*in / Fachärzt*in
  • Ergebnisse ambulant durchgeführter Untersuchungen (falls vorhanden)
  • Medikamentenliste und Allergiepass (falls vorhanden)

Ablauf der Operation

Grundsätzlich gilt: Die Operation ist die einzige ursächliche Behandlung eines Leistenbruchs!

Die operative Versorgung ist nicht immer umgehend erforderlich. Sie empfiehlt sich jedoch zur Beseitigung der Beschwerden und Vermeidung von Komplikationen wie der Einklemmung oder Größenzunahme in einem absehbaren, planbaren Zeitraum (innerhalb von drei Monaten). Eine sorgfältige und in Ruhe geplante Operation ist immer risikoärmer als eine Notfalloperation und führt somit zu einem besseren Ergebnis.

Unter Einsatz moderner Narkoseverfahren und einer guten Nachbetreuung bedeutet der Eingriff heutzutage für die Patient*innen in aller Regel eine sichere und schmerzarme Erfahrung.

Zur Versorgung eines Leistenbruches stehen zahlreiche Operationsverfahren zur Verfügung. Grundsätzlich sind dabei zunächst einmal zwei verschiedene Methoden zu unterscheiden:

  • Minimal-Invasiv / endoskopisch (Schlüssellochchirurgie)
  • Konventionell / offen chirurgisch

In unserer Klinik favorisieren wir das minimal-invasive Vorgehen.

Unsere Gründe hierfür sind:

  • weniger Wundinfekte
  • geringerer Wundschmerz
  • frühere Belastbarkeit des Patienten
  • seltener chronischer Leistenschmerz

Bei beiden Zugangswegen (minimal-invasiv oder offen chirurgisch) werden heute Kunststoffnetze eingesetzt. Dies minimiert die Gefahr eines Rezidivs (Wiederauftreten des Bruchs) erheblich und ermöglicht eine rasche und schnelle Rückkehr in Ihr normales Leben (Rekonvaleszenz).

Welche Methode zum Einsatz kommt, wird in jedem Fall gemeinsam mit dem Patienten entschieden (Tailored Approach). Dabei spielen Größe und Beschaffenheit des Bruches, Nebenerkrankungen, individuelle Risikofaktoren und Voroperationen genauso eine Rolle wie der Wunsch des Patienten.

Die konventionelle Vorgehensweise ist die Methode nach Lichtenstein. Über einen kleinen Schnitt in der Leiste wird das Netz zwischen den Muskelschichten der Bauchdecke platziert.

Bei der in unserer Klinik favorisierten minimal-invasiven Leistenbruchversorgung stehen uns zwei Vorgehensweisen zur Verfügung:

  • TEPP (Total ExtraPeritonela Plastik)
  • TAPP (TransAbdominelle Präperitonela Plastik)

Bei der TEPP wird ein Raum zwischen den Schichten der Bauchdecke präpariert und die Bauchhöhle bleibt verschlossen. Bei der TAPP wird das Netz durch den Bauchraum in der Leistenregion platziert. Welche Technik sinnvollerweise zur Anwendung kommt, hängt von vielen individuellen Faktoren ab (z.B. Voroperationen im Bauchraum). Den beiden endoskopischen Verfahren ist gemeinsam, dass hierfür eine Vollnarkose benötigt wird. Die konventionelle Operation kann auch mit Hilfe einer Rückenmarksnarkose oder in seltenen Fällen auch in lokaler Betäubung durchgeführt werden.

Die operative Versorgung des Leistenbruches ist heutzutage ein absolut risikoarmes Verfahren. Die heute verwendeten Netze werden teilresorbiert und vom Körper sehr gut vertragen. Netzinfekte stellen eine Rarität dar. Das Rezidivrisiko (Wiederholungsbruch) beträgt für die Methoden mit Verwendung eines Netzes unter 3 %.

Nach der Operation / postoperativer Verlauf

Nach einer Operation an der Leiste treten kurzfristig Wundschmerzen auf, die wir prophylaktisch behandeln. Bereits intraoperativ führen wir eine effektive örtliche Nervenblockade zur Schmerzvermeidung durch, so dass Schmerzen gar nicht erst auftreten.

Sie können am Abend der Operation wieder trinken und essen. Bei allen Operationsmethoden mit Verwendung eines Netzes erfolgt vom ersten postoperativen Tag an eine Mobilisation für alle normalen Alltagstätigkeiten (Bekleiden, Hygiene, Gehen). Am dritten Tag wird das Wundpflaster entfernt und Sie können wieder duschen.

Wir verwenden selbstauflösende Nähte, damit bei Ihnen keine Fäden gezogen werden müssen. Nach Abklingen der Schmerzen im Wundbereich können Sie sich wieder voll belasten. Eine normale körperliche Aktivität einschließlich Sport wird zumeist nach zwei Wochen wieder erreicht.


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